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Marketing-Expertin bei der Deutschen Bahn: „Ich sehe mich als unglaublichen Glückspilz“

In der Ukraine arbeitete Oksana Tryndiuk im Marketing. Diese Erfahrungen helfen der 30-Jährigen nun beim Berufseinstieg bei der Deutschen Bahn AG.

Zwei blonde Frauen am Schreibtische. Eine Frau mit langen Haaren im grauen Blazer und T-Shirt mit V-Ausschnitt lächelt; ihre Hände ruhen auf einigen Papieren. Hinter ihr ein Bild hängt an der Wand und eine große Pflanze steht in der Ecke. Die andere Frau von hinten fotografiert mit zurückgebundenen Haaren, Brille und dunkelgrauem Blazer scheint zu sprechen, weil ihre Hände in Bewegung sind. Auf dem Schreibtisch liegen eine Zeitschrift und eine Schüssel mit Süßigkeiten drin.

English Version

Innerhalb eines Jahres hat sich im Leben von Oksana Tryndiuk fast alles verändert. Als der Krieg in der Ukraine begann, floh sie mit ihrer Schwester und deren Familie aus ihrer Heimat nach Deutschland. Anfang März 2022 kam sie von Kiew nach Frankfurt am Main. Damals sprach sie noch kein Wort Deutsch, mittlerweile arbeitet sie bei der Deutschen Bahn AG.

Nach ihrem Schulabschluss studierte Oksana Tryndiuk in Kiew zunächst Biotechnologie und schloss das Studium 2013 mit einem Bachelor ab. „In der Ukraine ist es allerdings nicht ungewöhnlich, dass man nach der Uni in einem fachfremden Beruf arbeitet“, erzählt die 30-Jährige. Sie selbst ging nach ihrem Abschluss ins Marketing und arbeitete mehrere Jahre lang in dem Bereich. Zuletzt war sie Marketingleiterin in einem IT-Unternehmen, davor als digitale Marketingexpertin in einem Start-up angestellt.

Schneller Einstieg bei der Deutschen Bahn

Oksana Tryndiuk auf dem Bahnsteig vor einem Zug Oksana Tryndiuk auf dem Bahnsteig vor einem Zug

Oksana Tryndiuk

Nur wenige Wochen nach ihrer Flucht sah sie bei Facebook eine Anzeige der Deutschen Bahn, die ukrainischen Geflüchteten Integrationskurse anbot. Das Unternehmen engagiert sich bereits seit Jahren und möchte Geflüchteten aus unterschiedlichsten Ländern den Berufseinstieg in Deutschland erleichtern. Auch Oksana Tryndiuk absolvierte im Mai 2022 solch einen ein­monatigen, kostenfreien Integrationskurs, in dem es unter anderem um das Leben und den Arbeitsmarkt in Deutschland ging.

Direkt im Anschluss bot die Deutsche Bahn ihr einen Arbeitsvertrag an und bezahlte ihr zunächst einen dreimonatigen Intensiv-Sprachkurs. Arbeiten musste sie in dieser Zeit nicht, stattdessen stand ausschließlich das Deutschlernen im Mittelpunkt. Mit Erfolg: Im September 2022 hatte Oksana Tryndiuk bereits ihr B1-Sprachniveau erreicht und begann mit ihrer Arbeitsstelle als Beraterin bei der „DB Job-Welt“.

Geduld für Formalitäten

Diese und andere Beratungsbüros hat die Deutsche Bahn in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit in mehreren Städten eröffnet. Geflüchtete können sich dort beraten und für den deutschen Arbeitsmarkt registrieren lassen. Das Besondere: Oksana Tryndiuk arbeitet in genau dem Büro, wo ihr selbst im Frühjahr 2022 geholfen wurde.

Bevor sie die Stelle antrat, hatte die Ukrainerin sich allerdings um einige Formalitäten kümmern müssen. Nach ihrer Ankunft in Deutschland beantragte sie als Erstes eine Aufenthaltsgenehmigung. Außerdem schickte sie eine beglaubigte Kopie ihres Unizeugnisses an die Datenbank EDEBO der Kultusministerkonferenz. „Ich brauchte etwas Geduld, bekam aber etwa ein halbes Jahr später die Anerkennung meines Studienabschlusses.“

Neue Stelle in Aussicht

Mit Oksana Tryndiuks Arbeit in der „DB Job-Welt“ ist die Deutsche Bahn so zufrieden, dass man der 30-Jährigen bereits eine neue Stelle angeboten hat. In wenigen Wochen wird sie wieder in ihrem alten Bereich arbeiten können: in der Personalmarketing-Abteilung des Unternehmens. „Das ist mein Herzensberuf“, sagt sie und ergänzt in fließendem Deutsch: „Ich bin sehr froh, dass ich so schnell Anschluss in diesem Job gefunden habe. Ich sehe mich als unglaublichen Glückspilz.“

Denn sie weiß auch, dass es für Geflüchtete nicht immer so einfach ist, den Berufseinstieg in einem fremden Land zu schaffen. Die größte Hürde ist ihrer Ansicht nach die Sprachbarriere. Ihr Rat an andere Menschen in einer ähnlichen Situation ist daher: „Am wichtigsten ist es, zuerst Deutsch zu lernen“. Außerdem solle man keine Angst haben. „Dann wird das schon klappen, da bin ich mir sicher, selbst wenn es ein bisschen dauert.“

Weitere Informationen

EDEBO

Die Datenbank EDEBO bietet die Möglichkeit ukrainische Sekundarschulzeugnisse, Hochschulzeugnisse und Zeugnisse der beruflichen Bildung zu verifizieren.
https://info.edbo.gov.ua/check-person/

Informationen über die Datenbank EDEBO

Informationen der Kultusministerkonferenz (KMK) über EDEBO:
www.kmk.org/zab/ukraine-informationen.html