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Karriere in der Wissenschaft: Der Traum vom Lehren und Forschen

Viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler träumen von einer Promotion und später vielleicht sogar einer Professur. Wie läuft das eigentlich ab und was braucht man dafür? Und wie sind überhaupt die Aussichten auf eine Karriere in der Wissenschaft?

Sich tief in die eigene Forschungsarbeit vergraben und die Erkenntnisse in Vorlesungen und Seminaren weitergeben: Einige Studierende merken bereits im Laufe ihres Studiums, dass sie nach ihrem Abschluss wissenschaftlich arbeiten und auf die andere Seite des Hörsaals wechseln wollen. Ihr Ziel ist eine Promotion und später vielleicht sogar eine Professur.

  • Y. Dorf lächelt in die Kamera.

    Grundsätzlich steht eine wissenschaftliche Karriere Studierenden aller Fachrichtungen offen.

    Yvonne Dorf, Geschäftsführerin des Deutschen Hochschulverbandes

Voraussetzungen für eine Promotion

Ein Bachelorabschluss allein reiche meistens nicht. Vielmehr seien ein Master, Staatsexamen oder Diplom vonnöten, um eine Promotion anschließen zu können. „Außerdem setzen die meisten Hochschulen eine gute Abschlussnote voraus.“

Um promovieren zu können, ist dann vor allem eines wichtig: Man muss eine Doktormutter beziehungsweise einen Doktorvater finden oder einen Platz in einem Graduiertenkolleg (für ein Promotionsprogramm) bekommen. „Das sind die zwei Hauptwege, um an einer Universität an einer Promotion zu arbeiten und diese erfolgreich abschließen zu können“, klärt Yvonne Dorf auf.

An Fachhochschulen ist der Weg ein anderer: „Hat eine Fachhochschule kein Promotionsrecht, kann sie mit einer Universität kooperieren, um die Studierenden in einer Art Tandemverfahren gemeinsam mit der Uni zur Promotion zu führen.“ Bekannt ist diese Vorgehensweise unter dem Begriff „kooperative Promotion“.

Langer Weg zum Ziel

„Im Schnitt braucht man 4,7 Jahre zum Promovieren“, weiß die Expertin. Allerdings variiert das je nach Fach stark: In der Medizin geht es meist deutlich schneller, in der Politologie dauert es oft sogar noch länger. Hinzu kommen die persönliche Situation und äußere Umstände, die Einfluss auf den Zeitplan nehmen können.

Ein wichtiger Faktor ist die Finanzierung. „Es gibt Promotionsstipendien, doch die allein reichen oft nicht aus. Viele fahren daher zweigleisig und haben neben einem Stipendium noch eine Stelle“, sagt Yvonne Dorf. Eine wissenschaftliche Mitarbeit an der Hochschule sei dabei ein großer Vorteil: „So verdient man nicht nur Geld, sondern kann weiter in den Wissenschaftsbetrieb eintauchen, sich austauschen und sein Netzwerk erweitern.“

Ist die Promotionsarbeit oder Dissertation fertig, wird sie begutachtet und man muss sie entweder in einem Streitgespräch, der sogenannten Disputation, verteidigen oder eine zusätzliche mündliche Prüfung ablegen. Erst wenn das gemeistert ist, darf man sich „Doktor“ nennen.

Nächster Schritt: Habilitation

Auf dem Weg zur Professur folgt nach der Promotion in der Regel eine zwei- bis vierjährige Postdoc-Zeit, in der das eigene Forschungsprofil geschärft wird. Das ist beispielsweise als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder wissenschaftlicher Mitarbeiter möglich. Manche entscheiden sich auch, zumindest für einen Teil dieser Zeit an eine Hochschule im Ausland zu gehen, an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung oder in der Industrie weitere Erfahrungen zu sammeln.

Je nach Fach, Forschungsschwerpunkt und wissenschaftlichem Interesse geht es in den Folgejahren unterschiedlich weiter. So ist es möglich, als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder wissenschaftlicher Mitarbeiter und parallel an der eigenen Habilitation zu arbeiten oder alternativ auf eine Juniorprofessur oder eine Stelle als Nachwuchsgruppenleiter/in berufen zu werden.

Allein schon die Anzahl der Jahre, die man im Schnitt bis zum Erreichen einer Professur benötigt, zeigt, wie wichtig Geduld ist. „Man braucht Durchhaltevermögen“, betont Yvonne Dorf. Immerhin müsse man einen langen Atem beweisen – und sehr motiviert sein. „Trotz aller Widrigkeiten und vielleicht auch einiger Enttäuschungen entlang des Weges muss man das Ziel vor Augen behalten und bereit sein, dafür zu kämpfen.“ Lies hierzu auch den Beitrag „Wege in die Professur“.

Harter Wettbewerb

Mut gehört ebenso dazu. „Eine wissenschaftliche Arbeit ist eine Reise ins Unbekannte, man weiß nie genau, was bei der Recherche herauskommt“, sagt Yvonne Dorf. Stattdessen müsse man bereit sein, sich in ein Projekt einzugraben, oftmals allein zu arbeiten und sich selbst zu organisieren. Darüber hinaus sei Flexibilität gefragt. So kann es passieren, dass Doktormutter oder -vater an eine andere Uni wechseln oder die eigenen Recherchen anders verlaufen als gedacht.

„Wissenschaft ist ein harter Wettbewerb“, betont Yvonne Dorf. „Es gibt viele Konkurrentinnen und Konkurrenten.“ Zwar könne der Austausch untereinander bereichernd sein, man müsse aber damit umgehen können, dass andere schneller ans Ziel kommen als man selbst.

Auch nach einer Habilitation ist man außerdem immer noch nicht zwangsläufig am Ziel. „Derzeit haben wir zwar einen Generationswechsel, sodass einige Professorenstellen frei werden“, sagt die Expertin. Dennoch bleibe es schwer, eine der wenigen Professuren zu bekommen. „Das ist wie ein Flaschenhals: Je weiter nach oben man kommt, desto enger wird es.“ Unmöglich sei es aber nicht. „Ich finde es wichtig, optimistisch zu bleiben und das eigene Ziel zu verfolgen.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
www.berufe.tv

Studienwahl

Das Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung informiert zu Themen rund ums Studium.
www.studienwahl.de

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Infos zum Tenure-Track-Programm und zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz
www.bmbf.de

Hochschulrektorenkonferenz

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ist der freiwillige Zusammenschluss der staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen in Deutschland.
www.hrk.de

Wissenschaftsrat

Der Wissenschaftsrat berät Bund und Länder, unter anderem zur inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung des Hochschulsystems.
www.wissenschaftsrat.de

Deutscher Hochschulverband

Der Deutsche Hochschulverband ist die Berufs- und Interessenvertretung der an Universitäten tätigen Wissenschaftler/-innen in Deutschland.
www.hochschulverband.de

Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK)

Die GWK koordiniert die gemeinsame Wissenschaftsförderung von Bund und Ländern.
www.gwk-bonn.de