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Medizinische Physik: Strahlentherapie und vieles mehr

Später könnte sie zum Beispiel als Expertin für Strahlentherapie in einer Klinik tätig sein: Anke Pollack (22) studiert Medizinische Physik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Positionierung eines Phantoms am Linearbeschleuniger.

Normalerweise steuert das menschliche Gehirn die Bewegungen des Körpers: Man bewegt zum Beispiel die eigene Hand, ohne groß darüber nachzudenken. Im Labor hatte Anke Pollack die Gelegenheit, diesen Ablauf von außen zu steuern. „Wir haben dort, wo die Nervenbahnen verlaufen, Elektroden auf den Unterarm aufgesetzt“, erklärt sie. „Von diesen ging ein elektrischer Impuls aus, der die Hand zum Zucken gebracht hat. Das fand ich total spannend“, erzählt sie.

Der Versuch war Teil eines Physiologie-Praktikums, das einen Pflichtanteil dieses Studiengangs darstellt – genauso wie jeweils ein weiteres Praktikum pro Semester. Los geht es in den ersten vier Semestern mit einem physikalischen Grundpraktikum, in dem die Studierenden lernen, wie Versuche ausgewertet werden. Es folgen spezielle Praktika in den Bereichen Physik und Grundlagen der Medizin.

  • Ein Foto von Anke P.

    Da gab es eine Führung durch die Uniklinik, bei der wir den Medizinphysik-Experten bei der Arbeit über die Schulter schauen konnten. Da dachte ich sofort: Das könnte etwas für mich sein.

    Anke Pollack

Im Elektronikpraktikum

„Es gefällt mir, dass wir so viele Praktika haben“, sagt die Studentin, die inzwischen im sechsten, also regulär letzten Semester des Bachelorstudiengangs steht. Besonders interessant fand sie das Elektronikpraktikum im fünften Semester, in dem vermittelt wurde, wie Messwerte digital erfasst werden, um beispielsweise die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Signalen in einem Koaxialkabel zu untersuchen. Dabei hat sie erste Erfahrungen im Programmieren gesammelt.

Die beiden Fachbereiche Physik und Mathematik machen rund drei Viertel der Module des Studiengangs aus, das andere Viertel entfällt auf Medizinmodule. „Ein gewisses Durchhaltevermögen sollte man daher – neben großem Interesse für die Naturwissenschaften – schon mitbringen“, meint die Studentin. „Im Physik-Teil geht es vor allem darum, Probleme zu lösen und im Mathematik-Teil gilt es, auf abstrakter Ebene Beweise zu führen.“ Die Vorlesungen in Experimentalphysik, Theoretischer Physik und Mathematik werden durch wöchentliche Übungsaufgaben begleitet. Anke Pollack löst diese zusammen mit anderen in einer Lerngruppe, um sich dabei austauschen zu können.

Anatomie und weitere Medizin-Module

Hinzu kommen die medizinischen Ergänzungsfächer, zum Beispiel das Modul Anatomie, zu dem ein Histologie-Kurs gehört, der sich mit menschlichem Gewebe befasst. „Dabei haben wir uns im Labor Gewebeschnitte unter dem Mikroskop angeschaut, um die verschiedenen Strukturen erkennen zu können“, erinnert sich Anke Pollack. Ein anderes Modul heißt „Strahlenmedizin und Strahlenphysik“. Die Studierenden erhalten Einblick, wie etwa mit ultraharter Röntgenstrahlung Tumorgewebe zerstört wird. Die Strahlenphysik-Vorlesungen gehören zu den wichtigsten im Studiengang, denn sie sind dem späteren Berufsbild am nächsten.

Anke Pollack kann sich vorstellen, später als Medizinphysik-Expertin Bestrahlungsplanungen für Patientinnen und Patienten zu machen, neue Diagnose- und Therapiemethoden einzuführen und für die Qualitätskontrolle der Geräte zuständig zu sein. Solche Expertinnen und Experten werden an Kliniken gesucht, auch für Fachgebiete wie Nuklearmedizin, Röntgendiagnostik oder Audiologie. Und wer nach dem Studium feststellt, mit den medizinischen Aspekten doch nicht viel anfangen zu können, hat die Möglichkeit als „reine/r“ Physiker/in tätig zu werden, denn darauf bereitet dieses Studium ebenfalls vor.

Unsichtbares sichtbar machen

Anke Pollack verfasst derzeit ihre Bachelorarbeit im Rahmen einer Arbeitsgruppe. Dabei geht es darum, mithilfe von Lichtpulsen Ultraschallwellen im Gewebe zu erzeugen, um Bilder des Körperinneren zu erstellen. Es gehört zum Gebiet der Photoakustik. Nach dem Bachelorabschluss möchte sie direkt den Master in Halle anhängen.

Die vielfältigen beruflichen Einsatzmöglichkeiten waren für die 22-Jährige ein wesentlicher Entscheidungsgrund für diesen Studiengang. Ein grundsätzliches Interesse hatte sie durch den Mathe- und Physik-Leistungskurs am Gymnasium entwickelt. Eine Freundin machte sie dann auf den Studieninfotag „Medizinische Physik“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg aufmerksam. „Da gab es eine Führung durch die Uniklinik, bei der wir den Medizinphysik-Experten bei der Arbeit über die Schulter schauen konnten. Da dachte ich sofort: Das könnte etwas für mich sein“, sagt sie.

Medizinische Physik studieren

Der grundständige Bachelorstudiengang wird derzeit bundesweit an fünf Hochschulen angeboten – teils auch mit Schwerpunkt („Medizinische Physik und Strahlenschutz“ an der Technischen Hochschule Mittelhessen) oder unter einem etwas anderen Titel („Physikalische Technik – Medizinphysik“ an der Berliner Hochschule für Technik).

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Medizinische Physik)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
www.berufetv.de   

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
web.arbeitsagentur.de/studiensuche

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung
www.studienwahl.de

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik

www.dgmp.de