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Niklot Stüber: „Das Beste ist der Wettkampf“

Niklot „Tolkin“ Stüber ist 25 Jahre alt und gehörte von 2018 bis 2020 zur E-Sport-Organisation „mousesports“ - als Profi-Spieler für League of Legends. Seit 2021 gehört er nun dem Team „No Need Orga“ an.

Porträt-Aufnahme von Niklas Stüber

abi» Wie sind Sie zum Spielen gekommen?

Niklot Stüber: League of Legends war in meiner Schulzeit ein sehr populäres Spiel, und – wie viele meiner Klassenkameraden – habe ich damals in der 9. Klasse angefangen das Spiel zu spielen. Es war das erste Onlinegame, das ich gespielt habe.

abi» Wann haben Sie gemerkt: Das ist etwas, das ich gern beruflich machen würde?

Niklot Stüber: Als in meinem ersten Abiturjahr ein britisches Team an mich herangetreten ist und mich für ihr Team verpflichten wollte, habe ich das erste Mal daran gedacht, dass Profi werden eine Option für die Zukunft darstellen könnte. Ich hielt mich damals für nicht sonderlich gut und wollte noch mein Abitur durchziehen, aber ab diesem Moment wusste ich, dass ich es gerne versuchen würde, E-Sports beruflich zu machen.

abi» Wie hat der Übergang vom Laien- zum Profi-Spieler dann geklappt?

Niklot Stüber: Zu Beginn meiner Karriere hat ein Großteil der Szene noch in den Kinder­schuhen gesteckt. Es gab keinen genauen Punkt, wo aus Laien Profis wurden. Die Übergänge waren viel fließender als heutzutage. Ich habe damals versucht, andere Gleichgesinnte zu finden, die ebenfalls sehr wettbewerbsorientiert denken und gewinnen wollen. Am ehesten würde ich den Moment als diesen Punkt bezeichnen, als ich das erste Mal deutscher Meister wurde und mit meinen Teamkollegen in ein gemeinsames Trainingshaus gezogen bin.

abi» Was machen Sie bei mousesports nun genau?

Niklot Stüber: Ich bin „Toplaner“ für mousesports. Mit anderen Worten: Ich bin der Experte für einen speziellen Teil von League of Legends und Spieler für das Team, das auf deutscher wie auf europäischer Ebene antritt. Außerdem repräsentiere ich mein Team in Interviews und Videos, etwa der PrimeLeague oder EU Masters sowie im ZDF-Morgenmagazin oder der Sportschau im Ersten. Und natürlich repräsentiere ich unsere Sponsoren, wie Vodafone.

abi» Wie kann ich mir Ihren Berufsalltag vorstellen?

Niklot Stüber: Normalerweise haben wir sechs Stunden Training als komplettes Team pro Tag zusammen. Sprich: alle fünf Spieler und Coach gemeinsam. In dieser Zeit wird nicht nur gegen andere Teams trainiert, sondern wir diskutieren auch diverse strategische Überlegungen oder analysieren und bereiten vergangene Spiele und Spielzüge auf. Hierbei steht der Teamaspekt im Mittelpunkt. Koordination und Kommunikation untereinander möglichst effektiv zu gestalten, das ist der Fokus. Häufig gucke ich danach noch Spiele der chinesischen League of Legends-Szene, um potenzielle neue Trends mitzubekommen und sie zu verstehen, damit ich sie entweder selbst anwenden kann oder effektiv dagegen zu spielen vermag. Ich persönlich streame meine Spiele live. Mit anderen Worten: Leute können mir beim Spielen zusehen und ich gehe dann auf ihre Fragen ein und erkläre, warum ich was mache. Ich würde sagen, dass ich mich normalerweise zehn bis zwölf Stunden sechsmal die Woche mit League of Legends auseinandersetze. Das kann bedeuten, dass ich selbst spiele oder aber mit den Coaches vor dem Whiteboard stehe oder Spielzüge eines anderen Teams analysiere. Vor Corona war es üblich, dass Teams zusammengewohnt haben. Wir haben regelmäßig Teambuilding-Aktivitäten gemacht wie Brettspiele oder Fußball gespielt.

abi» Was ist für Sie das Tolle, das Faszinierende an Ihrem Beruf?

Niklot Stüber: Das Beste ist der Wettkampf. Nichts anderes spielt eine Rolle. Es ist etwas ganz Besonderes, wenn man mit anderen Menschen, die aus der ganzen Welt kommen können, zusammenwohnt und spielt und es einen Aspekt gibt, der verbindet. Die Passion, ein Feuer für das gleiche Thema, das uns eint und worin wir alle etliche Stunden investiert haben. Die Freundschaften, die dabei entstehen können, sind toll. Die gleiche Passion ist auch bei den Fans zu spüren. Es ist magisch, wenn eine volle Halle auf der Gamescom deinen Namen ruft, sobald du die Bühne betrittst. Oder Tausende von Leuten jeden Tag den Stream einschalten. Es ist toll, nach viel hartem Training die Resultate zu sehen und gemeinsam zu gewinnen.

abi» Haben Sie einen Tipp, wenn jemand auch gerne Profi-Gamer werden würde?

Niklot Stüber: Das Augenmerk sollte auf den Wettbewerb gerichtet sein. Wenn man es professionell in Betracht zieht, sollte man das Spiel nicht nur spielen, um unterhalten zu werden oder Spaß mit seinen Freunden zu haben. Der Fokus sollte das Gefühl sein, dass man jeden Tag ein klein wenig besser ist als am Tag zuvor.