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Ist das wirklich so? Berufe und Klischees: Bestattungsfachkraft

Bestattungsfachkräfte haben berufsmäßig mit dem Tod zu tun. Gerade deswegen gibt es einige Vorurteile über den Beruf. Viele haben dabei das Bild eines bleichen und alten Mannes vor Augen, der Beruf gilt als „unheimlich“, wenn nicht sogar „gruselig“. Aber was ist wirklich dran an den Klischees und Vorurteilen? Dem geht der abi» Podcast auf die Spur.

  • Portrait von Christian B.

    Ein Bestatter selber sollte empathisch sein, er sollte Einfühlungsvermögen besitzen, gleichzeitig aber auch die Fähigkeit haben, dass er den ganzen Alltag, den er in der Arbeit erlebt, nicht mit nach Hause nimmt und dementsprechend auch Privatleben und Berufliches trennen und abschalten kann.

    Christian Büttner ist Bestattungsfachkraft in Nürnberg.

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Jingle: abi» - Dein Podcast für die Berufsorientierung!

abi»: Herzlich Willkommen zum abi» Podcast! Mein Name ist Klaus und ich habe mich heute mit Christian Büttner, der Bestattungsfachkraft in Nürnberg ist, unterhalten. Bestattungsfachkräfte haben berufsmäßig mit dem Tod zu tun. Zu ihren Aufgaben gehört es, Hinterbliebene zu betreuen, Bestattungen zu koordinieren und sich um die Verstorbenen zu kümmern. Aber auch kaufmännische Aufgaben gehören dazu: die Abrechnung mit Krankenkassen, mit Versicherungen, mit Kunden. Gerade, weil Bestattungsfachkräfte viel mit dem Tod zu tun haben, gibt es einige Vorurteile über den Beruf. Viele haben das Bild eines bleichen alten Mannes vor Augen. Der Beruf gilt als unheimlich. Aber was es mit den Klischees um den Beruf wirklich auf sich hat, erfahrt ihr heute im abi» Podcast. Hallo, Herr Büttner.

Christian Büttner: Guten Morgen, Herr Harfmann!

abi»: Bei uns geht es ja gerade um Klischees und das erste Klischee, das uns zu Bestattern eingefallen ist: Bestatter sind grundsätzlich alt, männlich und ein bisschen unheimlich. Was hat es denn mit dem Klischee auf sich?

Christian Büttner: Ich hätte mal gesagt, dass dieses Klischee oftmals sehr berechtigt ist. Zumindest war es das in der Vergangenheit. Wenn man in früheren Jahren sich einen Bestatter vorgestellt hat oder gesehen hat, gerade in ländlichen Gebieten, dann war es ja eigentlich immer die Person, die lediglich Grabmachertätigkeiten ausgeübt hat, Überführungen gefahren hat, Einsargungen vorgenommen hat, also überall Arbeiten gemacht hat, die körperlich doch anstrengend waren, aber darüber hinaus all die Tätigkeiten, die man heute zusätzlich noch mit anbietet: Beurkundung am Standesamt, Behördengänge, rein administrative Tätigkeiten, die man am PC oder im Büro ausübt, die gab's ja früher nicht. Und zudem war es natürlich so, dass der Bestatter häufig auch der ortsansässige Schreiner war, das heißt ein Handwerker, was ja auch wieder eher darauf schließen lässt, dass es ein Mann war. In den städtischen Gebieten in Deutschland allerdings, in den großen Städten zumindest, war es eigentlich ziemlich ausgeglichen. Da hat man die Tätigkeit, die Bestatter hatten, eigentlich eher aufgeteilt. Also da war natürlich klassisch der sogenannte Totengräber, wie man ihn früher genannt hat, der eigentlich nur am Friedhof tätig war, klassisch Grabaushub und Beisetzungen vollzogen hat. Es gab aber auch die sogenannte Leichenfrau, also die Firma Anton hier wurde auch von einer sogenannten Leichenfrau gegründet, die lediglich von Sterbeort zu Sterbeort gefahren sind, mit den Angehörigen oder auch alleine die Verstorbenen versorgt hat, gewaschen hat, eingekleidet hat. Also hier war es dann eher schon ausgeglichen, dass man die verschiedenen Bereiche aufgeteilt hat zwischen Männern und Frauen, je nachdem, wo die Stärken und die Schwächen lagen.

abi»: Und wie sieht dieses Berufsbild heute aus?

Christian Büttner: Wenn man heute allerdings den Beruf anschaut, gerade mit Einführung der Ausbildung zur Bestattungsfachkraft, was ja 2003 erst mal als Testversuch startete, und 2007 dann anerkannter Ausbildungsberuf war, ist es so, und das sehen wir auch bei uns immer wieder an den Bewerbungen, dass überdurchschnittlich viele Frauen sich bei uns bewerben und auch in den Berufsschulklassen sitzen. Also, man kann sagen, dass wohl in Zukunft der Beruf weiblich dominiert sein wird, aber natürlich hier auch immer mit einer gesunden Mischung, hätte ich mal gesagt.

abi»: Ja, ein anderes Klischee ist ja, dass Bestattungsfachkräfte Einzelgänger und nicht sonderlich sozial sind. Ist das richtig?

Christian Büttner: Würde ich jetzt konkret so nicht sagen, ganz im Gegenteil. Ich sag mal, ein paar schräge Vögel gibt es überall, in jeder Branche. Aber grundsätzlich hätte ich gesagt, wenn ich mir die Kollegen so anschaue und auch aus den Berufsschulzeiten so zurückblicke, sind es eher sehr, sehr gesellige Typen und auch lebensbewusste. Vielleicht liegt es daran, wenn man permanent mit dem Thema Trauer und Tod zu tun hat, dass man dann das Leben ein bisschen anders annimmt und auch bewusster lebt oder auch feiert. Also mit Sicherheit sind es keine Menschen, die Einzelgänger sind. Definitiv nicht.

abi»: Und ein letztes Klischee ist, dass Bestattungskräfte nie lachen.

Christian Büttner: Ja, auch da kann man ja wieder anschließen von vorhin. Also, es sind sehr gesellige Typen, und ich sag mal, man sagt Bestattern auch immer einen gewissen Humor nach, und es wird schon viel und herzlich gelacht also auch in der Arbeit. Das gehört natürlich auch mit dazu, und ich sag mal, es ist mit Sicherheit, wenn man mit Angehörigen in einem Gespräch zusammensitzt, ist es nicht sinnvoll, freilich, wenn man da herzhaft lacht, aber auch ein kleines Schmunzeln beispielsweise mal, denke ich, tut trauernden Menschen auch besser, wie wenn der Bestatter trauriger dreinschaut, wie die Angehörigen selber.

abi»: Mal allgemein zu dem Beruf. Welche Herausforderungen bringt denn der Beruf Bestattungsfachkraft so mit sich?

Christian Büttner: Ein Bestatter selber sollte empathisch sein, er sollte Einfühlungsvermögen besitzen, gleichzeitig sollte er aber auch die Fähigkeit haben, dass er den ganzen Alltag, den er in der in der Arbeit erlebt, dass er den nicht mit nach Hause nimmt, gedanklich und dementsprechend auch Privatleben und Berufliches trennen kann und abschalten kann. Und ein ganz wichtiger Bereich in dem Beruf ist, dass man mit Stress umgehen kann. Ich sag mal, in den meisten Berufen kann man planen, man hat seinen Terminplan, man weiß, in ein, zwei Tagen steht das, und das an. Beim Bestatter sieht es folgendermaßen aus: man hat seine Fixtermine, Trauerfeiern, Beerdigungen et cetera, aber jeder Sterbefall, der gemeldet wird, ist spontan. Das heißt, du musst umgehend darauf reagieren können, du musst den Tagesplan umwerfen, du musst die Leute, die Mitarbeiter, die Kollegen noch mal anders strukturieren, dass man verschiedene Aufgabenbereiche neu verteilt, weil man eben schnell reagieren muss, was eine Überführung betrifft oder auch ein Gespräch mit Angehörigen, weil das natürlich nicht auf sich warten lässt.

abi»: Gibt's im Zusammenhang mit der Arbeit auch richtig schöne Erlebnisse?

Christian Büttner: Ja, sicher gibt es die. Also, ich würde mal den Beruf selber so beschreiben, dass er sehr, sehr vielschichtig ist. Ich sag mal, es ist kein reiner Bürojob. Man ist nicht nur im Außendienst, man kommt einfach rum, es wird nicht langweilig, man hat mit Menschen zu tun, von der verschiedensten Klasse, verschiedenster Couleur, also es wird nie langweilig, man lernt viel dazu, und es ist einfach, wenn man nach der Bestattung am Grab steht, die Angehörigen sich mit Tränen in den Augen sich bei einem herzlichst bedanken. Es gibt einem auch was zurück, und dann weiß man auch, dass seine Arbeit zumindest den Sinn hat. Und das, denke ich, ist vielleicht in der heutigen Zeit oftmals nicht so der Fall, dass man sich mit seiner Arbeit nicht mehr identifizieren kann. Aber das ist in diesem Beruf ganz anders.

abi»: Welche Möglichkeiten gibt's denn, sich in dem Beruf dann weiterzuentwickeln?

Christian Büttner: Ja, der Ausbildungsberuf der Bestattungsfachkraft ist ja der Handwerkskammer zugeordnet, das heißt ein klassischer Handwerksberuf, wenn er auch jetzt wirklich mit Handwerk nicht mehr viel zu tun hat. Aber natürlich kann man nach seiner Gesellenprüfung auch den Handwerksmeister, also in dem Fall den Bestattermeister machen. Und es gibt natürlich auch viele Weiterbildungsmöglichkeiten, beispielsweise den sogenannten Thanatopraktiker. Das sind diejenigen, die quasi bei Auslandsüberführungen den Verstorbenen einbalsamieren, beziehungsweise konservieren, durch einen Blut zu Formalinlösung-Austausch oder auch nach einem Unfall die Verstorbenen wieder rekonstruieren, beziehungsweise ansehnlich machen. Man kann den Kremationstechniker lernen, um dann eben in Krematorien zu arbeiten, und dann kleinere Fortbildungen, Bestatter im Notfalleinsatz, also, da gibt's ziemlich viel, da wird ziemlich viel geboten. Zumindest auch vom Bundesverband der Bestatter gibt es immer wieder verschiedenste Vorschläge und Möglichkeiten, noch tiefer in die einzelnen Bereiche vorzudringen und sich da zu spezialisieren.

abi»: Vielen Dank für das schöne Interview.

Christian Büttner: Gerne, danke auch.

abi»: Wenn ihr euch auch für Berufe im Bestattungswesen interessiert, findet ihr auf abi.de bei "Ausbildung > Berufsfelder > Dienstleistung > Berufe im Bestattungswesen" eine Ausbildungsreportage zur Bestattungsfachkraft oder den Beruf Steinmetz und Steinbildhauer, die unter anderem Grabsteine herstellen bei Ausbildung > Berufsfelder > Kunst, Kultur, Gestaltung > Berufe im Kunsthandwerk. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.

www.check-u.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Berufsausbildung und mehr

Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung

Bundesverband Deutscher Bestatter e.V.

Der Bundesverband Deutscher Bestatter e.V. ist der Dachverband aller zuständigen Bestatterverbände und Innungen der Bundesländer.

www.bestatter.de